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Introibo ad altare populi

X.: Introibo ad altare populi, ad populum, qui laetificat juventutem meam.

 
Y.: Echt, erfreut dich das Volk?
 
X.: Mann, jetzt hast du mich unterbrochen. Ich lerne doch für unser Theaterstück gerade das Stufengebet.
 
Y.: Stufengebet? Und da ist vom altare populi die Rede? Wird denn in eurem Theaterstück dem Volk ein Altar errichtet?
 
X.: Na ursprünglich hieß es wohl mal anders, ich glaub das war mal ein Pslam oder so. Aber man sagt doch immer Volksaltar. Ich habe den Text ein bisschen angepasst, dass er mit der Realität übereinstimmt.
 
Y.: Ach da änderst du einfach mal den Psalm ab. Krass. Ich meine, du kannst doch nicht einfach so in der Bibel rumändern, nur damit der Text zu deiner Realität passt.
 
X.: Naja, es ist doch nur für dieses Theaterstück. Aber warum gibt es dann die Altäre für das Volk? War doch schon immer so. Und die Benutzung der paar anderen Dinger, wo sie einen Altar vor die großen Bilder und Statuen gemacht haben, wurde verboten.
 
Y.: Wie bitte? Wo hast du denn den Unsinn her? Die Benutzung der Hochaltäre wurde nie verboten.
 
X.: Doch vom Konzil.
 
Y.: Quatsch. Hast du denn die Konzilsdokumente der über zwanzig Konzilien gelesen? Wo soll das stehen?
 
X.: Über zwanzig? Nein, selbst gelesen hab ich das natürlich nicht.
 
Y.: In keinem Konzilsdokument steht ein Verbot der Hochaltäre. Und nein, Volksaltäre gab es früher nie. Das hat sich irgendwer vor ein paar Jahrzehnten ausgedacht, als überall nur von "das Volk ist alles" die Rede war.
 
X.: Echt? Also wurde früher die Eucharistie nicht an Volksaltären, sondern immer an diesen Hochaltären gefeiert?
 
Y.: Ja, klar. Du hast doch selbst gesagt, eigentlich heißt es in dem Psalm anders. Es heißt dort nämlich: Introibo ad Altare Dei, oder zu deutsch Zum Altare Gottes will ich treten. Wenn doch die Hl. Messe bisher mit dem Beten dieses Psalmes anfing, dann doch wohl deswegen, weil man Gott einen Altar errichtet hatte und nicht dem Volk. Es geht um einen Gottesaltar, nicht um einen Volksaltar. Das Volk ist ja wohl nicht dein Gott, oder?
 
X.:Nee, aber haben sich denn die Leute damals immer nur Gott zu gewandt? Ist doch irgendwie unhöflich gegenüber den Mitmenschen.
 
Y. Und Gott gegenüber willst du nicht höflich sein?
 
X. Doch. Klar. Auch. Deswegen reden wir ja bei der Eucharistie auch so viel über ihn. Manchmal sogar mit ihm, vorallem der Priester macht das.
 
Y.: Und wenn der sich beim Gebet Gott zuwenden würde, wäre das nicht höflicher. Ich meine, weil du grad gesagt hast, das Volk ist ja doch nicht Gott.
 
X.: Aber der Gottesdienst wird doch für das Volk gehalten.
 
Y.: Na dann müßte es dann nicht Volksdienst heißen? Aber wenn du vom Historischen schon keine Ahnung hast, hast du wenigstens mal in der Hl. Schrift nachgeschaut? Wo ist da von einem Volksaltar die Rede? Das Volk durfte doch das Allerheiligste des Tempels nicht mal betreten.
 
X.: Du denkst jetzt gerade an die Sache mit Zacharias, ja?
 
Y.: Ja. Aber mal abgesehen vom Hintreten zum Altare Gottes, wovon in dem Psalm im Stufengebet die Rede ist, denk doch mal an die vielen anderen Textstellen.
 
Im Buch Exodus steht im 20. Kapitel: "Der Herr sprach zu Mose: Du sollst mir einen Altar aus Erde errichten und darauf deine Schafe, Ziegen und Rinder als Brandopfer und Heilsopfer schlachten. An jedem Ort, an dem ich meinem Namen ein Gedächtnis stifte, will ich zu dir kommen und dich segnen. Wenn du mir einen Altar aus Steinen errichtest, so sollst du ihn nicht aus behauenen Quadern bauen."
 
In Deuterononium 27 heißt es: "Dort sollst du dem Herrn, deinem Gott, einen Altar bauen, einen Altar aus Steinen. Aus unbehauenen Steinen sollst du den Altar des Herrn, deines Gottes, bauen und auf ihm sollst du Brandopfertiere für den Herrn, deinen Gott, verbrennen."
 
Und von Josua wird gesagt: "Damals errichtete Josua auf dem Berg Ebal für den Herrn, den Gott Israels, einen Altar" (8,30)
 
Im 6. Kapitel des Buches Richter steht: "Gideon errichtete an jener Stelle einen Altar für den Herrn und nannte ihn: Der Herr ist Friede. Der Altar steht bis zum heutigen Tag in Ofra" und anschließend: "Bau einen Altar für den Herrn, deinen Gott, auf der Höhe der Burg hier, entsprechend der vorgeschriebenen Ordnung"
 
Im ersten Buch der Chronik heißt es im 21. Kapitel: "Der Engel des Herrn befahl Gad, zu David zu sagen, er solle hinaufgehen und dem Herrn auf der Tenne des Jebusiters Arauna einen Altar errichten. Da sagte David zu Arauna: Überlass mir den Platz der Tenne! Ich möchte auf ihm einen Altar für den Herrn errichten. Er baute dort einen Altar für den Herrn, brachte Brand- und Heilsopfer dar und rief den Herrn an."
 
Von Manasse wird in 2Chr.33 berichtet: "Den Altar des Herrn aber stellte er wieder her, brachte auf ihm Heils- und Dankopfer dar." Und so weiter, da gibt es noch mehrere Stellen. Immer wurde dem Herrn ein Altar errichtet, nie dem Volk. Immer geht es um einen Gottesaltar. Nie um einen Volksaltar.
 
X.: Ist ja Hammer. Oh, ich seh gerade wie spät es ist. Du, ich muss jetzt gehen.
 
Y.: Machs gut, bis zum nächsten mal.

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