· 

...messe - nix mit heilig?

Wieder belauschen wir ein Gespräch zweier Ministranten vor der Sakristei.

 

X.: Guten Tag. Wie geht´s?


Y.: Na geht so. Wie war dein Theaterstück?


X.: Muhaha. War mal wieder der totale Reinfall. Ist ausgefallen, weil der zweite Hauptdarsteller nicht kam. Er musste doch zum Fussball.


Y.: Na toll, wie üblich in der deutschen katholischen Jugend. Und du solltest der erste Hauptdarsteller sein?


X.: Ja, ich sollte doch diesen Pater spielen.

 

Y.: Und deswegen hattest du das Stufengebet gelernt.

 

X.: Ja, aber die wollten kein Latein, obwohl das so im Text stand. Bei der ersten Probe haben sie sich noch gewundert, warum ich das echt auf Latein aufsagte. Da meinte der Regisseur, ich sollte es auf deutsch lernen. Bei der Generalprobe wurde es dann komplett gestrichen.

 

Y.: Oh Mann, und ich fand das echt Klasse, wie viel Mühe du dir gegeben hattest. Und Latein ist doch die Volkssprache des Kirchenvolkes. Weltweit. Und zwar seit über 1500 Jahren. Und all jene Katholiken die in diesen über 1500 Jahren lebten, gehören auch zur Kirche.

 

X.: Wir sind hier aber im Deutschland des 21. Jahrhunderts.

 

Y.: Kultsprachen gab es und gibt es überall in verschiedenen Religionen. Und die orthodoxen Christen haben ihr Kirchenslawisch. Die würden doch nie auf die Idee kommen das abzuschaffen. Eine Kultsprache im Gottesdienst ist normal. Nur was die Katholiken tun, wenn sie heute versuchen den Protestanten nachzulaufen, ist unnormal.


X.: Das hört sich jetzt aber nicht besonders ökumenisch an.


Y.: Die protestantischen Gemeinschaften pfeifen auf dem letzten Loch. Warum sollten wir sie dann nachmachen? Nein, in dem Augenblick wo wir uns als Kirchenvolk in der offiziellen Liturgie gemeinschaftlich an Gott wenden, sollten wir mit der Kultsprache der Kirche sprechen und die ist bei der römisch-katholischen Kirche nun mal das Latein.


X.: Kann doch keiner mehr.


Y.: Weil es nicht benutzt wird. Dabei ist es nun mal für uns Katholiken die Sprache unserer Mutter der Kirche und die Kirche ist die Familie aller Völker. Und wer seine Muttersprache nicht benutzt, wird seine Mutter auch bald nicht mehr verstehen. Deshalb verlassen so viele Katholiken die Kirche. Trotz oder eher wegen Alltagssprache statt Kultsprache.


X.: Ist doch aber auch richtig, dsas da deutsch gesprochen wird. Ich will die Messe schließlich verstehn, und was da so los ist.


Y.: Na dann erklär mir doch mal, was du von der Heiligen Messe schon verstanden hast.


X.: Heilige Messe? Die heißen Gemeindemesse, Familienmesse, Marktmesse, Kindermesse, Faschingsmesse, Jugendmesse, Frauenmesse, Bierzeltmesse und so weiter. Die Messe ist fürs Volk. Mit heilig ist da nichts.


Y.: Und das hast du verstanden, weil die Heilige Messe in der Alltagsspache gefeiert wird?


X.: Haha, nee so doof bin ich auch wieder nicht. Aber ich merke eigentlich kaum irgendwas Heiliges an der Messe. Gut, du hast insofern recht, es könnte schon manchmal weniger wie bei einer Fernsehschau sein und sprachlich ist es oft ziemlich banal. Aber andererseits, es geht eben darum als Gemeinschaft möglichst zeitgemäß Gott zu loben und zu danken. Und um die Mahlgemeinschaft, wenn wir das heilige Brot essen.


Y.: Das ist jetzt aber nicht so der eigentliche Hintergrund der Hl. Messe. Da wird doch Gott das immerwährende Kreuzopfer Jesu zur Vergebung unserer Sünden unblutig dargebracht und vergegenwärtigt.


X.: Meine Eltern wollen von Sünden schon mal gar nichts mehr hören. Wenn du denen was von Sünden sagst, kommen die bestimmt nicht in die Kirche.


Y.: Und das Gerede vom Mahl ist auch irgendwie typisch deutsch. Papst Pius XII. lehrte 1947 in der Enzyklika Mediator Dei - oh Mann ob ich das jetzt spontan zusammen kriege? Also ungefähr - "Wer behauptet, es handle sich hier nicht nur um ein Opfer, sondern zugleich um ein Opfer und ein Mahl, ist im Irrtum. Die hl. Kommunion ist nicht Mahl, sondern Opferteilhabe, denn sie gehört zur Vollständigkeit des hl. Opfers und zur Teilnahme daran mittels der hochheiligen sakramentalen Vereinigung."


X.: Hui, was du dir so auswendig merken kannst. Na jedenfalls war es völlig sinnlos das Stufengebet auswendig gelernt zu haben.


Y.: Würde ich so nicht sagen. Immerhin hatten wir uns deswegen über das Thema Gottesaltar oder Volksaltar unterhalten, jetzt über Kultsprache oder Umgangssprache und obendrein kann es ja sein, dass du bald mal beim alten Ritus ministrierst.


X.: Beim alten - wobei? Ach so, da wo dieses Stufengebet vorkommt.


Y.: Ja, richtig. Der heute übliche Ritus ist bekanntlich noch nicht mal 50 Jahre alt und daher neu. Vorher gab es bereits Jahrhunderte lang ein und denselben Ritus nach Papst Pius V., der aber im Wesentlichen schon auf Papst Gregor d.Gr. zurückgeht. Dieser Ritus ist ja wieder auf dem Vormarsch. Und du weißt auch welche Sprache schon zu Zeiten Gregors in der Liturgie üblich war: Latein.


X.: Und warum sollte ich da ministrieren?


Y.: Na weil diese Art der Messfeier die neue Jugendmesse ist.


X.: Echt? Is ja Cool. Erklär mal.


Y.: Jetzt müssen wir erstmal schleunigst in die Sakristei uns umziehen, der Kreuzweg fängt gleich an.

Kommentare: 1 (Diskussion geschlossen)
  • #1

    suscipiat (Mittwoch, 31 Januar 2018 19:27)

    Hallo Öko-Theosoph, dein Kommentar hat nichts mit dem Thema zu tun, deshalb lösche ich ihn jetzt. An alle anderen: Kommentare, die nichts mit dem Thema zu tun haben, oder unflätig sind, werde ich künftig ohne Anmerkung löschen.