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Alter Ritus, neue Jugendmesse - Teil 2

(Fortsetzung vom 31. Jan.18)

 

 X.: Naja, ich finde es schon irgendwie sinnvoll am Sonntag zur Hl. Messe zu gehen. Haben wir als Familie immer so gemacht. Und ohne Gottesdienst fehlt etwas.

Y.: Da du gerade deine Familie erwähnst: Die Familien hätten sich doch alle theoretisch vielmehr um diese neue Messe scharen müssen und noch viel mehr hätten immer neu dazukommen müssen, weil es angeblich - so sagen es jedenfalls die Macher - diesen Leuten entspricht und ihn viel besser gefällt. Aber in Wirklichkeit sehen wir genau den umgekehrten Effekt, weil nämlich die Revolution sowohl gegen die Hl. Messe als auch gegen die Familien gerichtet war und ist. Und diejenigen, die heute den Scherbenhaufen nach dem Besuch der revolutionären Elefanten im Porzellanladen der europäischen Kultur sehen, die denken eben: ad fontes. Die suchen an den reinen Quellen nach dem Wasser des Lebens. Und da wo sie sich als Familien auf den Weg machen und bewusst sagen ja, wir wollen den Glauben bewahren, da scharen sich diese Familien um jene Priester die den alten Ritus zelebrieren.

X.: Erscheint sogar irgendwie logisch. Aber jetzt machst du den alten Ritus schon zur neuen Familienmesse. Wir waren allerdings bei der Frage, warum der alte Ritus die neue Jugendmesse ist?

Y.: Weil wir jetzt eine andere Jugend haben. Vor fünfzig Jahren herrschte eine ungeheure Fortschrittseuphorie. Heute sehen immer mehr Menschen quer durch die Generationen, wie teils blauäugig, teils verlogen die Stimmung damals war. Und die heutige Jugend sieht die fauligen Früchte des Rennens in den Untergang, den die damalige Jugend Fortschritt nannte.

X.: Jetzt kapier ich, warum mal eine ältere Dame zu mir sagte: „Früher war ich gutgläubig, heute bin ich nur noch gläubig.“

Y.: Siehst du. Und der neue Ritus ist ganz entsprungen aus dem gutgläubigen marxistischen Zeitgeist der 1960er Jahre. Bei uns in Deutschland nannte man diese Leute dann die 68er, obwohl diese revolutionäre Bewegung schon früher anfing.

X.: Ja, ja die Studentenunruhen. Haben meine Großeltern von erzählt, wie sie ihre Uni bestreikt haben, anstatt zu studieren. So ein Schwachsinn. Und du meinst, innerhalb der Kirche gab es auch so was ähnliches.

Y.: Diese revolutionäre Haltung? Ja, gab es. Und heute sehen wir die Früchte, wie beispielsweise Glaubensverlust, Priestermangel und so weiter. Und in jener Zeit wurde der neue Ritus am grünen Tisch von einem „Rat zur Ausführung der Liturgiekonstitution“ federführend vom Sekretär Bugnini gemacht. Sogar Protestanten und auch Nichtchristen durften mit daran basteln. Die 1960er und 70er Jahre waren ja die große Zeit der Räte. Rat heißt auf russisch übrigens Sowjet. Und weil dieser Novus Ordo relativ zeitgeistig ist und eben nicht aus der Zeitlosigkeit der Jahrhunderte kommt, interessieren sich auch heute immer weniger dafür. Man nimmt den nur so hin, weil man das so gewöhnt ist. Aber eigentlich verschwindet dieser Anspruch: „Der ist jetzt unser Ding.“ immer mehr.

X.: Wenn dieser neue Ritus also ein Kind seiner Zeit war, dann ist seine Zeit jetzt vorüber. Die Menschen haben sich geändert. Wir brauchen wieder eine Liturgiereform.

Y.: Also nach der Logik der Liturgieproduzenten müsste man vielleicht wirklich alle paar Jahrzehnte einen neuen Ritus produzieren. Aber das wäre ganz klar Unsinn. Man kann Liturgie nicht machen. Liturgie ist ein Geschenk. Und der klassische römische Ritus ist seit Jahrhunderten gewachsen, seit den Tagen der Apostel. Aber organisches Wachstum heißt, die Apostel haben sich nicht an einen grünen Tisch gesetzt und gesagt „Jesus hat uns doch aufgetragen, wir sollen beim Abendessen an ihn denken. Wie machen wir das denn jetzt?“ Nein, so war es nicht, sondern das rituelle Sedermahl war erstens nicht einfach ein Abendbrot, sondern gehörte zweitens zur jüdischen Bundes-Liturgie und wurde von Jesus zur Vergegenwärtigung des Kreuzopfers weitergeführt. Und die Apostel haben dann getreu dem, was sie von Jesus gelernt hatten und sonst aus der Synagoge kannten, Gottesdienst gefeiert.

X.: Aber im Ministrantenunterricht haben wir letztens gelernt, dass im Laufe der Zeit mal dieses und mal jenes hinzu kam, wie z.B. das Gloria.

Y.: Ja, klar, aber das ist organisch gewachsen. Alles was gesund ist, wächst langsam. Und anderes wurde dann wieder aus dem Messritus entfernt. Die Kirche ist ja keine Organisation, sondern ein Organismus. Gerade weil der alte Ritus, im Gegensatz zum Neuen, aus der lebendigen Tradition kommt, trägt er die Erfahrung der Jahrhunderte in sich und wird dadurch sowohl seinem Wesen als Dienst an Gott als auch in seiner heilsamen Wirkung für den Menschen gerecht.

X.: Ich sagte doch schon, der heutige Messritus ist eben zum heutigen Menschen passend.

Y.: Aber es ist doch nicht so, dass der Mensch sich permanent ändert. Die Menschen sind in einer gewissen Hinsicht immer alle gleich, egal wann sie gelebt haben. Der Mensch ist nun mal typisch menschlich und deswegen ist immer ein die selbe Art und Weise richtig, wie er sich Gott zu nähern, und das Opfer des Lobes und Dankes, der Bitte und Sühne darzubringen hat. Und auch Gott als unbewegter Erstbeweger bleibt immer der gleiche. Er ist sich selbst treu und deswegen gab und gibt es überhaupt keine Notwendigkeit einen neuen Ritus zu erfinden.

X.: Ich denke, die Konzilsväter wollten einen neuen Ritus.

Y.: Wer sagt das? Sie wollten gewisse Anpassungen und haben manches auch erlaubt. Aber diese Dinge waren im Missale von 1965 umgesetzt. Das hätte gereicht. Manche sagen auch, der Novus Ordo sei gar kein Ritus, weil der nicht wirklich geordnet ist und ganz viele Möglichkeiten zur Gestaltung offen lässt und jedes Mal anders abläuft. Nur was jedes Mal anders abläuft, das läuft gerade nicht rituell ab.

X.: Was für einen Ministranten manchmal ganz schön stressig sein kann. Es wäre wohl einfacher so richtig rituell, ich meine beim Ministrieren. Zumindest wenn es einmal eingeübt ist.

Y.: Und auch hier muss man sagen, suchen die Jugendlichen von heute, gerade in diesen Zeiten wo alles zerfällt und nichts mehr sicher ist, etwas zum Festhalten. Und das ist auch das Rituelle. Dieser immer wieder genau gleiche Ablauf ist wie ein Geländer. An diesem Geländer des immer gleichen Ablaufes echten rituellen Handelns, kann man Schritt für Schritt oder Woche für Woche ein kleines bisschen näher zum Herrn hin kommen. Da wächst die eigene Persönlichkeit und Identität. Man kann durch das Rituelle immer ein bisschen tiefer eindringen in die Geheimnisse des Glaubens, ein bisschen mehr wachsen im Geiste, im Glauben und der Liebe zu Jesus Christus, weil man immer wieder die selben Anknüpfungspunkte findet.

X.: Oh, schau mal wie spät es ist. Mach´s gut.

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